Lektion 13 – Schnitt


Schnitt
Im Schnitt entsteht der Film. Wir wählen aus, was die Zuschauer sehen und hören sollen.

Nicht jedes aufgenommene Bild landet dabei im fertigen Film. Manchmal ist eine Szene zu lang oder eine Nahaufnahme nicht nötig, um die Geschichte zu erzählen. Umgekehrt ist das Fehlen von notwendigen Bildern problematischer, denn dann bleibt uns nur der Nachdreh oder der Versuch, mit viel Fingerspitzengefühl Probleme im Schnitt kreativ zu lösen.

Meistens wollen wir, dass die Zuschauer den Schnitt nicht bewusst bemerken. Wenn wir einige Regeln beachten, können wir mit “unsichtbaren Schnitten” (continuity editing) den Zuschauer durch die Geschichte führen. Am einfachsten lässt sich “in der Bewegung” schneiden, also z.B. wenn ein Schauspieler ins Bild kommt oder seine Hand bewegt. Das sollten wir bereits beim Dreh berücksichtigen, indem wir etwa in einer neuen Einstellung mit der Bewegung aus der vorigen Einstellung beginnen.

Schnitttempo und Schnittrhythmus spielen eine große Rolle, um das Gefühl einer Szene zu vermitteln. Generell gilt, dass ein Bild kürzer wirkt, je mehr Bildinformationen darin vorkommen (wie etwa bei einer Totalen (siehe Kapitel 5: Kamera & Bildgestaltung) oder bei Bildern mit viel Bewegung (sowohl Kamerabewegung als auch Bewegung im Bild). Umgekehrt müssen wir statische Bilder mit wenigen Informationen tendenziell schneller aneinander schneiden.

Oft können minimale Veränderungen am Schnitt einen großen Unterschied machen. Ist ein Schnittpunkt auch nur ein bisschen zu früh oder zu spät, kann er sich “falsch” anfühlen und den Zuschauer für einen kurzen Augenblick aus dem Filmerlebnis heraus reißen.

In Annäherung an den Picture Lock überprüfen wir gemeinsam mit der Regie jedes Bild auf seine Aussage und jeden Schnitt auf Anschluss und Timing. Eventuell zeigen wir diesen Feinschnitt einem ausgewählten Kreis von Zuschauern, um Feedback zu Wirkung und Verständlichkeit zu erhalten. Dieses Feedback müssen wir jedoch richtig einordnen. Denn ohne Musik, Tonmischung, Farbkorrektur und Grading (siehe Kapitel 14: Postproduktion) fühlt sich selbst der beste Schnitt noch etwas holprig und stellenweise unfertig an.

Links

Videos

Schnitttypen
Es gibt nicht nur den einfachen Schnitt. Match Cut, Cutaway, Übergänge… auch wenn sie nur einen kleinen Prozentsatz der Schnitte in einem Film ausmachen, erfüllen sie alle ihren eigenen Zweck. Hier ein Überblick über Schnitt in all seinen Facetten:
Rocketjump

Schnittabfolge
Es ist nicht nur wichtig, wann wir schneiden, sondern auch, in welcher Abfolge wir Bilder aneinander reihen. Insbesondere dann, wenn wir mit Montagesequenzen und Rückblendungen Assoziationen zwischen Vergangenheit und Gegenwart erstellen wollen. Hier eine Analyse des Schnitts (sowie Bildgestaltung, Charakterprofil und vieler anderer Elemente) am Beispiel von “Her”:
Youtube

Richtiges Schneiden
Haben wir bereits erwähnt, dass Schnitt viel mehr ist als die blosse Aneinanderreihung unserer Aufnahmen:
Rocketjump

Schnittgefühl
Damit sich ein Schnitt richtig anfühlt brauchen wir vor allem eines: Ein Gefühl für den Schnitt. Filme schauen, Filme drehen, selber ausprobieren… so erarbeiten wir uns dieses Gefühl… und indem wir uns von Tony Zhou ein paar Tipps holen:
Vimeo

Schnittpunkt
Schauspieler spielen mit den Augen (siehe Links in Kapitel 3: Schauspiel und Regie), Bildgestaltung und Lichtsetzung unterstützen das. Doch wenn wir vor dem entscheidenden Blick schneiden (oder zu früh oder zu spät) war die ganze Arbeit umsonst:
Rocketjump

Software

Schnittprogramm
Als Schnittprogramm haben wir Adobe Premiere CC verwendet. (Sämtliche Adobe Programme sind für kurze Zeit kostenlos, danach kostenpflichtig. Es gibt Ermäßigungen für Schulen):
Adobe

Zusatzmaterialien
Tonschnitt Bildschnitt
Unsichtbarer Schnitt